Freitag, 27. März 2020
Im März 2020
Mein erster Frühlingslauf geht die Klamm hinauf, in die mein Fenster den Blick leitet.
Warme freundliche Luft wärmt mich, ich denke schon an den Sommer.
Aber hier sind die Gräser noch grau, Pfützen gefroren.
Als der Weg höher steigt, sehe ich Steine und Brocken am Weg,
Wintermuren haben sie liegenlassen.
Ein Erdrutsch muss überquert werden,
ich bin froh, dass der Boden noch hart ist.

Oben neben dem Bach liegt weicher Lehm, über den ich gerade noch steigen kann.
Die Hölzer, die über den Bach lagen, sind fortgespült.
Es ist wenig Wasser, ich komme leicht hinüber.
Aber der Weg über die Rosentaler Alm!
Der harte Kiesboden ist teigig,
der Grasstreifen in der Wegmitte gibt nach,
der Wiesenrand verschlingt meinen Fuß,
ich bin dankbar für den Schneestreifen, der zuweilen wie ein Blatt Papier auf der Oberfläche liegt.
Er hält!

Oben im Wald ist ein fester Weg, der mit Schnee und Eis noch zum Winter gehört.
Ich bin in eine Zwischenwelt gekommen, die weder dort noch da zugehörig ist.
Immer gerate ich an diese Pforten, und heute greifen sie nach mir






Der Spaziergang in der Stadt.
Ein warmer Frühlingstag, die Straßen beleben sich.
Paare, auch Vater mit Sohn im mühsamen Laufschritt.
Pensionistenpaare, die einander stützen.
Familienmenschen.
Junge Leute, lebhaft, aber nicht übermütig.
Man weicht aus und hält Abstand zu mir,
selbst Blicke wagt man kaum.

Niemand lacht oder spricht laut.
Eine ernste Heiterkeit.
Es wird nicht stehen geblieben,
auch wenn nirgends Eile ist.

Die Stadt liegt in Stille,
kaum Autoverkehr.
Im Supermarkt drei oder fünf oder acht leise Kunden.

Einmal finde ich einen Markt, im Hinterhof versteckt. Lautlos schieben sich Kunden an Stände heran, hinter denen in Tücher gehüllt Männer, Frauen und Kinder Bauernwaren anbieten oder Kunsthandwerk. Daneben ist der Auwald, aus dem Stimmen zu hören sind, für Fußgänger gesperrt.

Etwas läuft ab, von dem ich das Drehbuch nicht kenne






Der Forstweg den Berg hinauf, von wo man auf Georgs Hof herüberblickt.
Wo ich einmal den Fuchsschädel gefunden habe.
Der Kiesboden ist hart und fest, die Sonne seit dem Morgen dunstverhangen.
Windböen künden eine Veränderung.
Ein Bussard kreist einsam und lautlos.

An einer Kurve, wo am Abhang Äste und Baumwurzeln geschichtet sind und der Boden von der Rinde rotbraun ist, höre und sehe ich etwas vor mir herunterkommen:
eine Gams, dunkles Fell, die Hörner aufrecht gegen den Berg gerichtet,
setzt in Eile über den Weg, über schwieriges Gelände in den Bergwald hinunter.
Hat sie einen Treffpunkt zu erreichen?

Am Rückweg fällt mir das Rauschen auf, das aus dem schmalen Tal aufsteigt.
Der Fluss hat jetzt kaum Wasser, Autos fahren nur spärlich.
Es ist, als ob ein langer Zug dröhnte, unaufhörlich,
oder abwechselnd aus jeder Richtung.
Ich habe hier noch keine Gleise gesehen.

Aber ich habe Schatten geworfen




Der Bogenparcours in den Bergen, wo ich seit dem letzten Herbst nicht mehr war.
Die Stationen sind verändert, auf der Wiese führt der Bauer Mist aus.
Im Wald ist alles nah zusammengerückt, alles Buschige ist fort.
Der Raum hat sich zusammengezogen.
Der Weg ist nicht mehr markiert, manche Tiere anders aufgestellt.
Ich erreiche Tiere von der falschen Seite,
muss erst nach einer geeigneten Schussposition suchen.
Ich bin sicher, dass ich alleine bin am Gelände.
Ich treffe schlecht, wiederhole, verbessere mich kaum.
Aber ich verliere keinen Pfeil und muss nicht lange suchen.
Die drei Eulen in der Felsnische verfehle ich um Zentimeter,
der unsichtbare Specht im kahlen Baumwipfel lacht dazu
und die Zwergohreule gluckst in der Nähe.
Dort, wo man im Sommer auf drei Hirsche herunterblickte in eine Mulde aus weiter Entfernung, stehen nun drei Luchse, und ich treffe sie alle mit drei Pfeilen.
Es zieht zusammen


Schnee ist über Nacht gefallen, als schon Frühling ist, und im ganzen Winter kein Schnee war über den Tag hinaus.
Ohne neu einzuheizen, packe ich zusammen und fahre in die Stadt.
Ich sehe kein Auto fahren, aber zwei oder dreimal Spaziergänger auf der Landstraße.
Aber die Vögel!
Was ist heute mit den Vögeln?
Kleine Singvögel sitzen mit Amseln auf der Straße.
Fliegen kaum auf, oder erst spät.
Flattern vor dem Auto her,
ich sehe der Kohlmeise beim Flattern zu von unten,
einem Buchfink von der Seite.
Mehrmals muss ich abbremsen, weil ein Sperling von meiner Windschutzscheibe nicht wegkommt, oder eine Amsel.
Haben die Vögel nun das Territorium übernommen?



Die dreijährige Laura spielt im Garten, weil es im Haus eng geworden ist mit dem Brüderchen und beiden Eltern.
Da kommt sie in die Küche gelaufen und ruft strahlend nach ihrer Mutter:
Schau her, schau her!
Da hat sie am Handgelenk ein Rotkehlchen sitzen.
Das ist hergekommen, Mama!
Sie kann es nicht erklären, und Martina ist fassungslos.
Das Handyfoto macht die Runde.
Als ob sich die Natur um die Menschen Sorgen macht.
Als ob es eine Botschaft gäbe

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